In Rohrdorf geht schief, was schiefgehen kann
Der Theaterverein erzählt die Geschichte eines Edelrestaurants im Ort. Es gibt noch sechs weitere Vorstellungen.
Michael Panzram
Isny Es ist angerichtet in Rohrdorf – und das vom Allerfeinsten. Denn seit kurzem gibt es ein neues Edelrestaurant im Ort. Zumindest bei der diesjährigen Premierenfeier des Theatervereins. Doch war das Bestehen nur von kurzer Dauer. Denn bei der Komödie in drei Akten von Winnie Abel „Kavier trifft Currywurst“ ist vieles mehr Schein als Sein.
Echt hingegen sind die Schauspieler. Den Anfang machte Bianca Beschler, die die Figur der Sandy Stutzke auf die Bühne brachte. In einer Mischung aus naiver Begeisterung und unbeabsichtigter Tölpelhaftigkeit sorgte Sandy für viele Lacher. Derweil ist sie doch stets bemüht, der Kneipenbesitzerin Erna Wutschke, gespielt von Heike Hengge, aus der Misere zu helfen. Diese hatte ihrem Cousin erzählt, sie betreibe ein gut gehendes Edelrestaurant – damit er ihr Geld leihe. Doch Lügen haben bekanntlich kurze Beine, und so ist die Panik groß, als sich der Cousin, der normalerweise auf den Bahamas weilt, seinen Besuch bereits für den nächsten Tag ankündigt. In panischer Hektik, aber stets mit viel Charme, versucht Erna Wutschke ihre Lüge zu vertuschen und ihre Eckkneipe „Zum warmen Würstchen“ über Nacht in ein Edelrestaurant zu verwandeln.
Die optisch durchaus gelungene Veränderung stellt sich als der leichteste Part heraus: Hier ein paar gestohlene Blumen aus dem Vorgarten der Nachbarn, da ein Bettlaken über den Stuhl gelegt und schon sieht die ehemalige Kneipe durchaus vorzeigbar aus. Doch selbstverständlich nimmt das Unglück seinen Lauf: Es geht schief, was schiefgehen kann.
Hengge verkörpert die immer mehr verzweifelnde Wirtin mit einer Leichtigkeit und so authentisch, dass man als Zuschauer ständig mitfiebert und sich kopfschüttelnd fragt, wie das jemals gut enden sollte. Einen großen Teil trägt ihr Lebensgefährte Gerd Blume – von Erna liebevoll „Blümchen“ – genannt bei. Mit viel Witz und Herz gespielt von Hans Mösle meint er es zwar immer gut, stolpert aber von einer Katastrophe in die nächste. Und oftmals genügt dann bereits ein hilfloser Blick in das Publikum, um für schallendes Gelächter zu sorgen.
Als wäre all dies noch nicht kompliziert genug, sorgen der arbeitslose Stammgast Uwe, gut gespielt von David Tasch, und der schweigsame Stammgast Heinrich (Fritz Frick) obendrein noch für Komplikationen.
Auch der Bürgermeister Dieter Döge (Herbert Schmid) nebst Ehefrau Annabell (Christine Bihler) machen der Kneipenbesitzerin das Leben schwer. Mitten im Wahlkampf sind beide auf den guten Ruf aus und lassen nichts unversucht, diesen auch zu bewahren. Schmid verkörpert den Bürgermeister hervorragend als einen Mann, der nicht nur von sich selbst überzeugt ist, sondern auch gerne die Gesetze und Regeln so dreht, wie es ihm gerade in den Kram passt. Bihler spielt mit einer Selbstsicherheit die Rolle der sich selbst verwirklichenden Ehefrau, deren überaus bizarre und extravagante, selbst kreierte Kleidung für reichlich Gelächter sorgt.
Der Auftritt des selbstverliebten Cousins mit seinem gekauften Titel Prinz Harry von Anhalt wird einmalig von Winfried Lott gespielt. Mit einer Mischung aus Arroganz und selbstgefälligem Charme tritt er nicht nur seiner Affäre Heike (Miriam Aaron), sondern auch allen anderen gegenüber überheblich und selbstgefällig auf. Das Ganze endet mit einer Einladung der Restauranttesterin Ludmilla von der Steppke, gekonnt gespielt von Anna Eisleb. Scheint nun alles verloren zu sein, haben die Akteure rund um die Kneipenbesitzerin auch hier wieder mehr Glück als Verstand und können das Ruder noch einmal herumreißen.
Denn trotz aller Versuche, das „Edelrestaurant“ von Erna Wutschke mit Sabotage und hinterhältigen Machenschaften in den Ruin zu treiben, scheitert auch die missgünstige Vera Schuster immer wieder auf humorvolle Weise. Angela Baur-Pferdt spielt hier die Rolle der missgünstigen Restaurant-Besitzerin mit einer bemerkenswerten Kombination aus Bissigkeit und Komik.
Weiter Spieltermine (jeweils 20 Uhr): 28. Dezember, 3., 4. und 5. Januar; am 29. Dezember und 2. Januar finden familienfreundliche Vorstellungen um 18 Uhr statt. Spielstätte: Theatersaal Rohrdorf.